Dienstag, 9. Juni 2015

Kritikpotential verstehen – eine Kritikfähigkeitsübung

Hallo ihr Lieben <3

Die Kategorisierung hält in unserer Gesellschaft tagtäglich ein. Zum einen hat sie Vorteile (Mensch kann durch sie handeln, sprechen, sich verständigen). Zum anderen Nachteile (Sie birgt vorgefertigte Muster, die allzu oft auf Menschen und Dinge projiziert werden, die damit in einer Kategorie verhaftet werden, die ihnen nicht gerecht wird). Sich eine Welt ohne Kategorien vorzustellen scheint unmöglich, schließlich bestimmen sie unseren Alltag und helfen uns dabei, zu fokussieren. 
Die Möglichkeit die ich hier aufzeigen möchte scheint generell einfach, sie betrifft aber unsere gesamte Kommunikation und unser Bild von uns selbst und macht es deshalb doch schwierig sie anzuwenden. Sie beinhaltet die Frage, wie mensch sich in einer von Kategorien durchzogenen Welt bewegen soll, ohne andere Menschen zu verletzen.
 
Zunächst bin ich der Meinung, dass ein liebevoller Umgang miteinander der erste Schritt zu einer besseren und weniger verletzenden Welt ist. Wenn wir über die Problematiken und Diskriminierungserfahrungen in unserem Alltag sprechen und ausgehend von diesen konstruktive Kritik an anderen Menschen üben, die nicht negativ, sondern positiv verstanden wird, können wir besser auf unsere Mitmenschen Acht geben und Sprech-Raum für unsere Bedürfnisse und Wünsche schaffen. 
Dafür müssen wir aber verstehen, welch ein unheimliches Potential uns die Kritik gibt, uns weiter zu entwickeln und dürfen nicht aus Stolz und/oder Angst die Augen vor ihr verschließen. Kritik kann als verletzend oder auch unverständlich aufgefasst werden. Verletzend deswegen, weil die Wortwahl von Kritik der eigenen Auffassung nach beleidigende Züge haben kann und die eigne Handlung in Frage stellt. Meistens ist Kritik, sowie ihre Wortwahl, aber eine Reaktion auf etwas ebenso Verletzendes. Sie  ist also oft der Reboundeffekt zu eigenen Handlungen, die ihr vorausgingen. Das bedeutet nicht, dass wir handlungsunfähig werden, wenn wir andere Menschen nicht verletzen wollen, ganz im Gegenteil. Wir müssen handeln um durch Kritik zu lernen, wie unser Handeln rücksichtsvoller werden kann.
Wenn wir Menschen verletzen, was so gut wie täglich passiert, können wir nicht davon ausgehen, dass immer sofort Kritik geübt wird. Meist entsteht offene Kritik durch schwerwiegendere Verletzung und bricht dann aus, wenn die Handlung, die ihr vorausgeht, einen starken, meist emotionalen Einfluss auf die verletzte Person hatte. In diesem Moment muss eine Brücke geschaffen werden von verletzter zu verletzender Person, um einerseits die Verletzung aufzuklären und der verletzten Person mehr Raum zu geben. Andererseits muss die verletzende Person verstehen, warum die Handlung verletzend war und kann sich so nur im Gespräch mit der verletzten Person weiterentwickeln. Das Ziel ist hierbei natürlich eine spätere Verletzung durch Aufklärung der verletzenden Person zu vermeiden. Die Sensibilisierung für bestimmte Themen, die nicht im Erfahrungsbereich der verletzenden Person liegen, muss so erfolgen. Ganz wichtig ist aber, dass die Grenzen der verletzten Person dabei respektiert werden. Niemensch darf dazu gezwungen werden unbedingt erzählen zu müssen, warum etwas verletzend war.

Hört sich also einfach an: „Redet drüber und alles wird besser!“

Ist es aber natürlich nicht in einer Situation, in der die Emotionen sowieso schon hochkochen.
Kritikfähigkeit muss mensch also üben.

Was hat das alles mit diesem Blog zu tun?
Es kann immer vorkommen, dass Menschen Kritik an anderen Menschen üben, sei es an der eigenen Identität oder an eigenen Handlungen. Diese Kritik anzunehmen, die Intention dahinter zu verstehe und sich mit ihr zu beschäftigen ist wichtig. Wichtig ist aber auch zwischen Kritik und Beleidigung zu unterscheiden, wobei erstes durchaus zweites enthalten kann (Was ja oben beschrieben wurde). Aussagen, die nur beleidigend sind, bringen natürlich weder einen Selbst, noch die beleidigende Person weiter. Nicht in jeder Situation hat mensch die Kraft Kritikfähigkeit zu üben, aber manchmal ist es gut in solchen Momenten kurz inne zu halten und zu reflektieren, was hinter der Kritik stehen könnte.

Alles Liebe

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