Die Kategorisierung hält in unserer Gesellschaft tagtäglich ein. Zum einen hat sie Vorteile (Mensch kann durch sie handeln, sprechen, sich verständigen). Zum anderen Nachteile (Sie birgt vorgefertigte Muster, die allzu oft auf Menschen und Dinge projiziert werden, die damit in einer Kategorie verhaftet werden, die ihnen nicht gerecht wird). Sich eine Welt ohne Kategorien vorzustellen scheint unmöglich, schließlich bestimmen sie unseren Alltag und helfen uns dabei, zu fokussieren.
Die Möglichkeit die ich hier aufzeigen möchte scheint generell einfach, sie betrifft aber unsere gesamte Kommunikation und unser Bild von uns selbst und macht es deshalb doch schwierig sie anzuwenden. Sie beinhaltet die Frage, wie mensch sich in einer von Kategorien durchzogenen Welt bewegen soll, ohne andere Menschen zu verletzen.
Zunächst bin ich der Meinung, dass ein
liebevoller Umgang miteinander der erste Schritt zu einer besseren und weniger
verletzenden Welt ist. Wenn wir über die Problematiken und
Diskriminierungserfahrungen in unserem Alltag sprechen und ausgehend von diesen konstruktive Kritik an anderen
Menschen üben, die nicht negativ, sondern positiv verstanden wird, können wir
besser auf unsere Mitmenschen Acht geben und Sprech-Raum für unsere Bedürfnisse
und Wünsche schaffen.
Dafür müssen wir aber verstehen, welch ein
unheimliches Potential uns die Kritik gibt, uns weiter zu entwickeln und dürfen
nicht aus Stolz und/oder Angst die Augen vor ihr verschließen. Kritik kann als
verletzend oder auch unverständlich aufgefasst werden. Verletzend deswegen,
weil die Wortwahl von Kritik der eigenen Auffassung nach beleidigende Züge
haben kann und die eigne Handlung in Frage stellt. Meistens ist Kritik, sowie
ihre Wortwahl, aber eine Reaktion auf etwas ebenso Verletzendes. Sie ist
also oft der Reboundeffekt zu eigenen Handlungen, die ihr vorausgingen. Das
bedeutet nicht, dass wir handlungsunfähig werden, wenn wir andere Menschen
nicht verletzen wollen, ganz im Gegenteil. Wir müssen handeln um durch Kritik
zu lernen, wie unser Handeln rücksichtsvoller werden kann.
Wenn wir Menschen verletzen, was so gut wie
täglich passiert, können wir nicht davon ausgehen, dass immer sofort Kritik
geübt wird. Meist entsteht offene Kritik durch schwerwiegendere Verletzung und
bricht dann aus, wenn die Handlung, die ihr vorausgeht, einen starken, meist
emotionalen Einfluss auf die verletzte Person hatte. In diesem Moment muss eine
Brücke geschaffen werden von verletzter zu verletzender Person, um einerseits
die Verletzung aufzuklären und der verletzten Person mehr Raum zu geben.
Andererseits muss die verletzende Person verstehen, warum die Handlung
verletzend war und kann sich so nur im Gespräch mit der verletzten Person
weiterentwickeln. Das Ziel ist hierbei natürlich eine spätere Verletzung durch
Aufklärung der verletzenden Person zu vermeiden. Die Sensibilisierung für
bestimmte Themen, die nicht im Erfahrungsbereich der verletzenden Person
liegen, muss so erfolgen. Ganz wichtig ist aber, dass die Grenzen der verletzten Person dabei respektiert werden. Niemensch darf dazu gezwungen werden unbedingt erzählen zu müssen, warum etwas verletzend war.
Hört sich also einfach an: „Redet drüber und
alles wird besser!“
Ist es aber natürlich nicht in einer
Situation, in der die Emotionen sowieso schon hochkochen.
Kritikfähigkeit muss mensch also üben.
Was hat das alles mit diesem Blog zu tun?
Es kann immer vorkommen, dass Menschen Kritik
an anderen Menschen üben, sei es an der eigenen Identität oder an eigenen
Handlungen. Diese Kritik anzunehmen, die Intention dahinter zu verstehe und
sich mit ihr zu beschäftigen ist wichtig. Wichtig ist aber auch zwischen Kritik
und Beleidigung zu unterscheiden, wobei erstes durchaus zweites enthalten kann
(Was ja oben beschrieben wurde). Aussagen, die nur beleidigend sind, bringen
natürlich weder einen Selbst, noch die beleidigende Person weiter. Nicht in
jeder Situation hat mensch die Kraft Kritikfähigkeit zu üben, aber manchmal ist
es gut in solchen Momenten kurz inne zu halten und zu reflektieren, was hinter
der Kritik stehen könnte.
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