in diesem Eintrag geht es um queer-feministische Pornografie und wie diese die Pornoindustrie und überhaupt den Blickwinkel auf Sex revolutioniert.
Die meisten Pornofilme sind für Cis-Männer gemacht, das merkt mensch
sehr schnell. Sie sind oft aggressiv und Männer dominieren darin Frauen. Bei
vielen Frauen werden darin besonders ihre Brüste oder allgemein ihr Körper
objektiviert, schon alleine weil eine Pornodarstellerin einen bestimmten Körperbau haben muss
um überhaupt an einem Film teilnehmen zu können. Wenn eine Person diesem
Körperbau nicht entspricht, aber trotzdem in einem Porno mit spielt, dann
meistens weil der Porno auf einen bestimmten Fetisch ausgelegt ist, was
„nicht-idealähnliche“ Körper zu etwas macht, auf das mesch erst einmal „stehen
müsse“. Dadurch wird natürlich Sexismus und Lookismus, aber sehr oft auch Rassismus,
Ableismus und und und reproduziert. Die Bilder schreiben damit aber auch in den
Köpfen der Menschen die Pornos schauen (und das sind ziemlich viele) eine
bestimmte Auffassung davon fest, wie Sex ablaufe, wie er sich anfühle müsse und
mit wem mensch ihn habensolle bzw. mit wem nicht. Das ist sehr diskriminierend,
vor allem, weil so gut wie niemensch einen Körperbau wie Pornodarsteler_innen
hat oder irgendwie eine solche Szene "nachspielen" könnte, die in stundenlanger Arbeit und mit vielen Outtakes und Schnitten produziert wird und deshalb nie ein realistisches Bild zeichnen kann. Damit möchte ich aber nicht sagen, dass Pornodarsteller*innen zu
kritisieren seien, denn das kann durchaus ein Beruf sein, der Spaß macht. Ich
möchte lieber kritisieren, wie solche Filme aufgebaut sind, welche Bilder darin reproduziert werden. Dabei ist der dünnste Faden auf dem mensch sich
bewegen kann, auf dem allerdings queere Pornos hervorragend zu tanzen gelernt
haben, die Linie Zwischen dem fetisch an sich und der Nicht-Reproduktion
diskriminierender Bilder.
Queere Pornos versuchen, die Darsteller*innen nicht zu objektivieren.
In queeren Pornos sollen alle Menschen Platz haben, die Lust darauf haben, eine
Performance als Pornodarsteller*innen hinzulegen um sexpositive Vibes mit
ihrem Körper nach außen zu tragen. Das bedeutet, dass viele queere
Performer*innen in solchen Filmen auch Aktivist*innen sein können, die in
sexpositiver Mission unterwegs sind. Deshalb spielt Feminismus oft eine große
Rolle bei der Produktion solcher Filme. Nur selten treten Cis-Männer in
queer-feministischen Pornos auf, wahrscheinlich weil sich Cis-Männer selten als
queer identifizieren. Auch gibt es deshalb selten Klischee-heterosexuelle
Szenen zwischen einer Cis-Frau und einem Cis-Mann. Eine besondere Neuerung, die
queere bzw. queer-feministische Pornos mit sich bringen ist, dass oft
Trans*personen darin performen. Dabei unterscheidet sich diese Art des Performens
ziemlich von der wie Trans*personen in den Mainstream-Pornos dargestellt
werden. Für viele queere Pornodarsteller*innen scheint dieses Berufsfeld auch ein Weg
zur Emanzipation des eigenen Körpers von Körpernormen zu sein und ein empowerndes
Erlebnis. Dabei ist es wichtig zu schauen, dass sich in der Situation, also beim Dreh, alle Personen so
wohl wie möglich fühlen und ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen können,
damit eine konsensuale Atmosphäre erzeugt wird. Oft machen queere Pornodarsteller*innen im Porno auch das worauf sie ust haben und nicht das, was ihnen ein Drehbuch vorgibt. Unten habe ich einige Links zu Interviews mit Performer*innen queerer Pornografie aufgeführt, die sich zu schauen lohnen.
Ich schließe diesen
Beitrag mit einem Zitat von Jaques Le Femme (queer-porn-performende Person): “I
truly believe that gender is a concept and I present myself however I want and
have sex with whomever I want.” [„Ich glaube daran, dass Geschlecht ein
Konzept ist und ich gebe mich nach außen so wie ich will und habe Sex mit wem
ich will.“]
Interviews
mit Performer_innen (leider alle auf Englisch):
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