Sonntag, 3. Januar 2016

Sexpositive Queer-feministische Pornos – Ein Einblick in ein emanzipatorisches Filmgenre

Hallo ihr Lieben,

in diesem Eintrag geht es um queer-feministische Pornografie und wie diese die Pornoindustrie und überhaupt den Blickwinkel auf Sex revolutioniert.
Die meisten Pornofilme sind für Cis-Männer gemacht, das merkt mensch sehr schnell. Sie sind oft aggressiv und Männer dominieren darin Frauen. Bei vielen Frauen werden darin besonders ihre Brüste oder allgemein ihr Körper objektiviert, schon alleine weil eine Pornodarstellerin einen bestimmten Körperbau haben muss um überhaupt an einem Film teilnehmen zu können. Wenn eine Person diesem Körperbau nicht entspricht, aber trotzdem in einem Porno mit spielt, dann meistens weil der Porno auf einen bestimmten Fetisch ausgelegt ist, was „nicht-idealähnliche“ Körper zu etwas macht, auf das mesch erst einmal „stehen müsse“. Dadurch wird natürlich Sexismus und Lookismus, aber sehr oft auch Rassismus, Ableismus und und und reproduziert. Die Bilder schreiben damit aber auch in den Köpfen der Menschen die Pornos schauen (und das sind ziemlich viele) eine bestimmte Auffassung davon fest, wie Sex ablaufe, wie er sich anfühle müsse und mit wem mensch ihn habensolle bzw. mit wem nicht. Das ist sehr diskriminierend, vor allem, weil so gut wie niemensch einen Körperbau wie Pornodarsteler_innen hat oder irgendwie eine solche Szene "nachspielen" könnte, die in stundenlanger Arbeit und mit vielen Outtakes und Schnitten produziert wird und deshalb nie ein realistisches Bild zeichnen kann. Damit möchte ich aber nicht sagen, dass Pornodarsteller*innen zu kritisieren seien, denn das kann durchaus ein Beruf sein, der Spaß macht. Ich möchte lieber kritisieren, wie solche Filme aufgebaut sind, welche Bilder darin reproduziert werden. Dabei  ist der dünnste Faden auf dem mensch sich bewegen kann, auf dem allerdings queere Pornos hervorragend zu tanzen gelernt haben, die Linie Zwischen dem fetisch an sich und der Nicht-Reproduktion diskriminierender Bilder.
Queere Pornos versuchen, die Darsteller*innen nicht zu objektivieren. In queeren Pornos sollen alle Menschen Platz haben, die Lust darauf haben, eine Performance als Pornodarsteller*innen hinzulegen um sexpositive Vibes mit ihrem Körper nach außen zu tragen. Das bedeutet, dass viele queere Performer*innen in solchen Filmen auch Aktivist*innen sein können, die in sexpositiver Mission unterwegs sind. Deshalb spielt Feminismus oft eine große Rolle bei der Produktion solcher Filme. Nur selten treten Cis-Männer in queer-feministischen Pornos auf, wahrscheinlich weil sich Cis-Männer selten als queer identifizieren. Auch gibt es deshalb selten Klischee-heterosexuelle Szenen zwischen einer Cis-Frau und einem Cis-Mann. Eine besondere Neuerung, die queere bzw. queer-feministische Pornos mit sich bringen ist, dass oft Trans*personen darin performen. Dabei unterscheidet sich diese Art des Performens ziemlich von der wie Trans*personen in den Mainstream-Pornos dargestellt werden. Für viele queere Pornodarsteller*innen scheint dieses Berufsfeld auch ein Weg zur Emanzipation des eigenen Körpers von Körpernormen zu sein und ein empowerndes Erlebnis. Dabei ist es wichtig zu schauen, dass sich in der Situation, also beim Dreh, alle Personen so wohl wie möglich fühlen und ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen können, damit eine konsensuale Atmosphäre erzeugt wird. Oft machen queere Pornodarsteller*innen im Porno auch das worauf sie ust haben und nicht das, was ihnen ein Drehbuch vorgibt. Unten habe ich einige Links zu Interviews mit Performer*innen queerer Pornografie aufgeführt, die sich zu schauen lohnen.

Ich schließe diesen Beitrag mit einem Zitat von Jaques Le Femme (queer-porn-performende Person): “I truly believe that gender is a concept and I present myself however I want and have sex with whomever I want.” [„Ich glaube daran, dass Geschlecht ein Konzept ist und ich gebe mich nach außen so wie ich will und habe Sex mit wem ich will.“]


Interviews mit Performer_innen (leider alle auf Englisch):

Alles Liebe

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